Kindliche Spachentwicklung
Die sprachliche Entwicklung des Kindes wird einerseits geprägt von der Art der sprachlichen Vorbilder die es umgeben,andererseits von seiner Fähigkeit Gehörtes genau aufzufassen. Außerdem sind noch maßgeblich beteiligt die optische und akustische Aufmerksamkeit, die Fähigkeit Lautäußerungen über das Gehör und den Bewegungsablauf wahrzunehmen und zu kontrollieren sowie die Merkfähigkeit des Kindes und die Bewegunggeschicklichkeit seiner Sprechorgane. Die Sprachentwicklung des Kindes durchläuft folgende Stufen:
- Brabbeln von Lauten (ohne Selbstwahrnehmung),
- Brabbeln von Silben und Silbenketten (ohne Selbstwahrnehmung),
- Selbstnachahmung, Nachahmung fremder Vorbilder.
Jede Phase ist Voraussetzung für die jeweils Nächste und kann nicht übersprungen werden.
Die Sprachentwicklung des Kindes kann durch vielerlei Faktoren gestört werden. Einige mögliche sollen hier genannt werden, z.B.:
- körperliche und /oder geistige Behinderungen,
- Seh- und/oder Hörstörungen,
- familiäre Veranlagung,
- problematische, emotional belastende Situationen und/oder mangelnde Sprachanregung im sozialen Umfeld.
Diagnostik und Therapie
Besteht der Verdacht auf eine Sprachauffälligkeit, sollten Eltern mit der Inanspruchnahme diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen nicht lange warten, sondern in Absprache mit dem Kinderarzt einen Logopäden oder Sprachtherapeuten aufsuchen. Durch eine ausführliche Diagnostik versucht der Logopäde den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes sowie die zugrundeliegenden Ursachen in Zusammenarbeit mit den Eltern zu erörtern. In manchen Fällen kann den Eltern auch dazu geraten werden,zur genaueren Abklärung ihr Kind entwicklungspsychologisch oder hals-nasen-ohren-ärztlich untersuchen zu lassen. Anschließend wird mit den Eltern besprochen ob eine logopädische Therapie nötig erscheint.
Sprachentwicklungsverzögerung
Sprachentwicklungsverzögerung Ein kurzer Überblick Im Gegensatz zur normalen Sprachentwicklung bleiben manche Kinder in der Entwicklung zurück oder entwickeln sich deutlich langsamer als andere. Eine Sprachentwicklungsverzögerung liegt vor, wenn sich die Sprache des Kindes bis zum 3. Lebensjahr nicht normal entwickelt hat. Deutliche Anzeichen dafür sind ein verlangsamt einsetztendes, spärliches Brabbeln und Lallen in der Mitte des 1. Lebensjahres, spätes Durchbrechen der ersten Zähne, verspätete körperlich - motorische Entwicklung (Sitzen, Kiechen, Stehen, Gehen). Das erste Auftreten der Wörter "Mama" und "Papa" kann rechtzeitig sein, dann kommt es zum Stillstand bis zum 3.Lebensjahr. Sprachentwicklungsverzögerungen finden sich auch bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern und in Verbindung mit körperlichen und geistigen Behinderungen. Weitere mögliche Hinweise auf eine Sprachentwicklungsverzögerung sind: Deutliche Tendenz sich mit Gesten bzw. Gebärden zu verständigen. Auffällige Ungeschicklichkeit oder motorische Unruhe.Soziale Zurückgezogenheit. Fehlener Blickkontakt. Häufig fehlendes Wortverständnis. Unaufmerksamkeit gegenüber akustischen Phänomenen wie Geräuschen, Musik oder Sprache. etc..
Mutismus
Das Kind verweigert die Sprache im Kindergarten oder in der Schule. Es zieht sich sprachlich zurück, spricht nur mit einem kleinen, vertrauten Personenkreis..
Artikulationsstörungen
Dies ist häufigste Sprachauffälligkeit bei Kindern. Sie wird auch Dyslalie oder Stammeln genannt. Sie kann in Verbindung mit einer Sprachentwicklungsverzögerung stehen oder auch isoliert auftreten. Eine Artikulationsstörung liegt dann vor, wenn ein Laut überwiegend nicht korrekt gebildet wird oder generell nicht korrekt gebildet werden kann. Hierbei gibt es verschiedene Erscheinungsformen:
-
der Laut wird ausgelassen
-
der Laut wird ersetzt (Kaffeekanne - Taffeetanne)
-
der Laut wird verzerrt wiedergegeben (z.B. das deutsche "s" wird wie das englische "th" gesprochen)
und verschiedene Schweregrade. Als stärkster Ausprägungsgrad gilt die universelle Dyslalie, das Sprechen ist unverständlich. Artikulationsstörungen können aufgrund falscher Bewegungsmuster der Zunge und der weiteren beteiligten Sprechwerkzeuge entstehen. Artikulationsstörungen können aber auch durch eine Hörverarbeitungsschwäche verursacht werden. Diese Hörverarbeitungsschwäche wird auch als Auditive Wahrnehmungsschwäche oder als Phonologische Störung bezeichnet. Auch Schwerhörigkeit kann zu Artikulationsstörungen führen.
Legasthenie / Dyskalkulie
Was ist Legasthenie?
Als Legasthenie bezeichnet man die Problematik, wenn es bei offensichtlich intelligenten Kindern zu einer Diskrepanz zwischen ihren allgemeinen Leistungen und den Leistungen, die sie im Schreib-/ Lesebereich erbringen, kommt, welche biogenetische Ursachen hat.
Was sind die Ursachen einer Legasthenie?
Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass eine Legasthenie zu einem großen Teil biogenetisch bedingt ist. Bisher wurden sechs Regionen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 6, 15 und 18 identifiziert, die die Lese- und Rechtschreibfähigkeit indirekt beeinflussen. Diese Erbinformationen, welche differente Sinneswahrnehmungen verursachen, machen legasthenen Menschen Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens.
Es ist sehr wichtig ein Ursachenverständnis zu entwickeln und zu erkennen, welche Bedeutung Zusatzfaktoren haben können und wie sie die Primärlegasthenie mit beeinflussen.
Wann kann man als Laie eine Legasthenie vermuten und wie kann man sie erkennen?
Kommt es bei offensichtlich intelligenten Kindern völlig unerwartet zu Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens (Dyskalkulie), so sollte man auch eine mögliche Legasthenie/Dyskalkulie in Betracht ziehen und sollte vorerst Beobachtungen tätigen. Grundsätzlich zeigt sich bei legasthenen/dyskalkulen Kindern eine auffällige zeitweise Unaufmerksamkeit, wenn sie schreiben, lesen oder rechen, also mit Buchstaben oder Zahlen in Verbindung kommen, bei sonstiger guter Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten und es werden insgesamt allerlei Schwierigkeiten mit Buchstaben, Wörtern oder Zahlen beobachtet.
Wann spricht man von einer Legasthenie?
Von einer Legasthenie spricht man, wenn sich bei Kindern beim Erlernen des Schreibens und Lesens Probleme ergeben, welche durch differente Sinneswahrnehmungen hervorgerufen werden. Daraus folgt eine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Schreiben und Lesen, die wiederum zu Wahrnehmungsfehler führen.
Ist Legasthenie und Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) das Gleiche?
Es gibt verschiedene Gründe, die zu Problemen beim Schreiben und Lesen führen, deshalb muss man auch verschiedene Arten und Formen unterscheiden. Bei einer Legasthenie, auch spezielle Lese-Rechtschreibschwäche genannt, handelt es sich um eine biogenetische Anlage im Menschen, die ein Leben lang vorhanden ist und lediglich durch ein spezielles Training im Schreib- und Lesebereich zu Erfolgen führt. Dagegen ist die Lese- Rechtschreibschwäche eine erworbene, zumeist auch vorübergehende Problematik, die durch psychische oder physische Ereignisse hervorgerufen werden kann. Die Unterscheidung der Legasthenie und der Lese-Rechtschreibschwäche ist deshalb von größter Wichtigkeit, weil die Förderungen und Interventionen, die in beiden Bereichen stattfinden sollten, unterschiedlich sein müssen.
Bei der Förderung eines legasthenen Menschen genügt es nicht, nur im Schreib- und Lesebereich zu arbeiten, sondern man muss unbedingt auch Interventionen zur Schärfung der Sinneswahrnehmungen - die man für das Schreiben, Lesen und Rechnen benötigt - und auch eine Verbesserung der Aufmerksamkeit - das Zusammenführen des Denkens und Handeln - anstreben. Beim LRS-Kind genügt es zumeist, wenn die Ereignisse, welche die LRS hervorgerufen haben, in geregelte Bahnen geleitet worden sind und ein ausgiebiges Training im Symptombereich stattfindet, damit sich Verbesserungen einstellen.
Wann kann man eine Legasthenie/Dyskalkulie feststellen?
Der früheste Zeitpunkt dafür liegt in der zweiten Hälfte der ersten Schulstufe. Das Kind muss sich schon ausreichend mit Buchstaben und Zahlen auseinandergesetzt haben. Im Vorschulalter kann man zwar differente Sinneswahrnehmungen durch Testverfahren feststellen. Diese müssen aber nicht zwingend eine Legasthenie/ Dyskalkulie nach sich ziehen.
Wer stellt eine Legasthenie/Dyskalkulie fest?
Legastheniespezialisten, wie diplomierte Legasthenietrainer, können auf pädagogischer Ebene anhand eines Testverfahrens eine eventuell vorliegende Legasthenie/LRS/Dyskalkulie feststellen. Auch muss unbedingt eine Anamnese gemacht werden. Sollten sich dabei Verdachtsmomente auf Sekundärproblematiken ergeben, so sind Fachleute aus den Bereichen der Medizin, der Psychologie, etc. beizuziehen. Speziell Hör- und Sehtests haben sich bewährt, weil man dadurch körperlich bedingte Probleme in diesen Bereichen mit Sicherheit ausschließen kann.
Kann man mittels eines Intelligenztests eine Legasthenie feststellen?
Wie das Wort schon ausdrückt, wird durch einen Intelligenztest die Intelligenz eines Menschen festgestellt. Die Intelligenz eines Menschen sagt aber tatsächlich nichts über eine eventuell vorhandene Legasthenie aus. Kinder mit niedrigem IQ werden nicht als Legastheniker, sondern als kognitiv minderbegabt bezeichnet. Nicht selten wird so eine ausbleibende Förderung gerechtfertigt. Unverständlicherweise werden aber manchmal Diagnostiken mittels Intelligenztest als Bedingungen für etwaige finanzielle Förderungen durch den Staat verlangt.
Wie unterscheidet sich die Primärlegasthenie von der Sekundärlegasthenie?
Von einer Primärlegasthenie spricht man, wenn sich beim Erlernen des Schreibens oder Lesens Schwierigkeiten ergeben, die biogenetische Ursachen haben. Spezielle Förderungen müssen im pädagogisch didaktischen Bereich erfolgen.
Von einer Sekundärlegasthenie spricht man, wenn sich zu den oben genannten Schwierigkeiten - das können schon vorhandene oder durch das Nichterkennen der Legasthenie und die unterlassene Hilfestellung erworbene sein - psychische oder physische Probleme dazugesellen. Zu den speziellen Förderungen im pädagogisch didaktischen Bereich müssen individuell Interventionen durch den Psychologen, Mediziner, Ergotherapeuten, Logopäden, etc. erfolgen.
Haben alle legasthenen Kinder eine Konzentrationsstörung und sind alle legasthenen Kinder auch hyperaktiv?
Häufig werden die Begleitsymptome einer Legasthenie, wie die Unaufmerksamkeit oder die Unruhe, als Krankheitsbilder gedeutet. Tatsächlich ist die Unaufmerksamkeit legasthener Kinder beim Schreiben und Lesen ein Ausdruck dafür, dass sie mit der angebotenen Methode nicht das Auslangen finden, die manchmal noch begleitet von einer Unruhe wird, die auch nur Ausdruck dafür ist, nicht das leisten zu können, was verlangt wird. Diese Begleitsymptome treten erst mit Schulbeginn oder später auf.
Natürlich kann man aber nicht generell ausschließen, dass auch einige legasthene Kinder noch zusätzlich die echten Krankheitsbilder der Konzentrationsschwäche und der Hyperaktivität aufweisen. Beide zeigen sich aber zumeist schon vor Schulbeginn.
Wie unterscheidet man Wahrnehmungsfehler von Rechtschreibfehlern?
Das ist für den Laien tatsächlich ein wenig schwierig. Wahrnehmungsfehler entstehen, wie schon der Name sagt, durch die differenten Sinneswahrnehmungen des legasthenen Menschen im Moment, wenn das Wort geschrieben oder gelesen wird. Wahrnehmungsfehler passieren zumeist bei schon häufig verwendeten und bekannten Wörtern. Rechtschreibfehler entstehen entweder aus mangelndem Regelwissen oder überhaupt wegen der Unkenntnis des Wortes.
Ist man ein Leben lang Legastheniker?
Man kann eine Legasthenie mit spezieller Förderung sehr gut überwinden, tatsächlich bleibt sie aber ein Leben lang bestehen. Da Legastheniker nicht immer nur auf Menschen treffen, von den sie verstanden werden, müssen sie lernen, viel Toleranz gegenüber ihrer Umwelt aufzubringen und sehr oft Unwissenden ihr manchmal ungerechtes Verhalten verzeihen.
Wie hoch ist die Anzahl der von Legasthenie betroffenen Menschen?
Eine genaue Anzahl der Betroffenen ist sehr schwer zu eruieren, da die Dunkelziffer der Fälle, die ihr ganzes Leben nicht als Legastheniker erkannt werden, sehr hoch ist. Doch wird die Anzahl der Betroffenen heute auf etwa 15% der Weltbevölkerung geschätzt.
Welche allgemeine Unterstützung benötigt der legasthene Mensch?
Nicht nur das rechtzeitige Erkennen der Legasthenie und die individuelle Förderung sind Voraussetzungen für den angestrebten Erfolg, sondern von größter Wichtigkeit ist, dass das legasthene Kind in seiner Umgebung auf weitreichendes Verständnis für sein Problematik trifft.
Welche Methode hat sich in der Förderung besonders bewährt?
Da das Problem der Legasthenie individuell und unterschiedlich ist, so muss auch die Förderung und Hilfe vielschichtig sein. Es gibt keine in sich abgeschlossene Methode, die in jedem Fall zum Erfolg führt!
Wichtig ist, dass die Förderung nicht einseitig, durch Üben am Symptom, d.h. durch alleiniges verstärktes Schreib- und Lesenüben, passiert, sondern dass Interventionen zur Schärfung der Sinneswahrnehmungen und Stärkung der Aufmerksamkeit unternommen werden. Das ist die Grundlage des Erfolgs.
Diplomierte Legasthenietrainer stützen ihre Arbeit hauptsächlich auf die AFS-Methode, die alle Bereiche trainiert, in denen das legasthene Kind mit einer Primärlegasthenie Schwierigkeiten hat. Die AFS-Methode ist eine völlig offene Methode. Jedes Programm, jedes Konzept, welches zu Verbesserungen der Leistungen bei legasthenen Kindern führt, kann integriert werden, solange die Grundzüge - Schärfung der Sinneswahrnehmungen, Verbesserung der Aufmerksamkeit beimSchreiben und Lesen und ein spezielles Symptomtraining - gewahrt bleiben.
Warum reicht eine vermehrte Übung im Schreib-, Lese- und Rechenbereich nicht aus?
Weil die Fehler beim Schreiben und Lesen lediglich die Symptome einer Legasthenie sind, aber nicht die Ursache. So ist erfahrungsgemäß der Erfolg ziemlich unergiebig, wenn man nur an den Symptomen, jedoch nicht an den Ursachen arbeitet. Dafür entsteht aber beim Kind viel Frust, weil die Erfolge ausbleiben.
Haben legasthene Kinder auch mit Fremdsprachen Probleme?
Nicht generell, doch zeigen sich leider bei vielen legasthenen Kindern auch Probleme in den Fremdsprachen.
Wer hilft und unterstützt Eltern bei der Förderung?
Fachliche Hilfe finden Eltern bei diplomierten Legasthenietrainern, die sowohl im innerschulischen als auch im außerschulischen Bereich arbeiten. Für ein erfolgreiches Training ist die Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Kindern, Eltern, Lehrern und Spezialisten unbedingt notwendig. Eltern von legasthenen Kindern sollten immer aktiv in die Förderung eingebunden werden. Die effektivste Förderung beginnt im Elternhaus und sie beginnt mit dem nötigen Verständnis für diese Kinder, dann bleiben auch die für den Erfolg störenden Spannungen aus.
Wer ist von zentraler Bedeutung für die Feststellung, Beratung und Förderung?
Der Schule sollte diese zentrale Bedeutung zukommen, denn die Pädagogen sind immer die ersten Personen, die auf legasthene Kinder stoßen. Spezialisten in der Schule müssten in jeder Schule vorhanden sein und in Kooperation mit den Kollegen und den Eltern den Kindern auf pädagogisch didaktischer Ebene helfen. Tatsächlich benötigen die Klassenlehrer in der Grundschule sehr oft zusätzliche Hilfe, da sie in vielen Fällen damit völlig überfordert wären, alleine den Kindern zu helfen, weil die Problematik der Legasthenie zu vielschichtig ist und manche Kinder sehr hohe Ansprüche an die individuelle Förderung stellen.
Quelle: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.
Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche
Bei der Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche heben sich die Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens und Schreibens deutlich vom Gesamtleistungsvermögen des Kindes ab. Sie fällt im Allgemeinen erst im 2. Schuljahr auf und kann mit Sprach- oder Koordinationsstörungen der Sprech- und Schreibbewegungen oder einer visuellen Wahrnehmungsstörung einhergehen. Einige der wichtigsten Symptome einer Legasthenie bzw. LRS sind:
- Schwierigkeiten im Zusammenlesen und/oder Schreiben der Buchstaben zum Wort, obwohl das Kind die Buchstaben kennt, weiß wie sie heissen und klingen,
- Schwierigkeiten das gehörte Wort in die einzelnen Buchstaben zu zerlegen und dies auch noch in der richtigen Reihenfolge,
- Verwechseln von sich spiegelbildlich unterscheidenden Buchstaben (p - q, b - d, n - u),
- Wortumkehrungen durch Lesen und/oder Schreiben von rechts nach links statt von links nach rechts,
- Schwierigkeiten, die Buchstaben beim Schreiben in die richtige Reihenfolge zu bringen (z.B. "Bort" statt "Brot")
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Sie entstehen, wenn in der Embryonalphase die Teile, die den Kiefer bilden, nicht richtig zusammenwachsen. In der Regel entstehen die Gaumenspalten in der 5.-6. Woche nach der Empfängnis bzw. in der 7.-8. Woche nach dem ersten Tag der letzten Regelblutung. Ursachen sind meist Vererbung, Viruserkrankungen der Mutter, Stoffwechselstörungen, Sauerstoffmangel, toxische Schäden (bspw. durch Medikamente), Blutungen im Uterus, höheres Lebensalter der Mutter. Sie können aber auch im Zusammenhang mit Syndromen wie Down- Syndrom oder Genmutationen stehen.
Es gibt verschieden ausgeprägte Gaumenspalten: Sie reichen von der Lippenkerbe, der Lippenspalte und der Lippen-Kiefer- Spalte bis zur Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Es gibt auch Spalten, die lange unentdeckt bleiben, weil sich die Mundschleimhaut darüber normal geschlossen hat. Störungen der Artikulation oder ein offenes Näseln können darauf hinweisen.
Normalerweise wird gleich nach der Geburt die Spalte des harten Gaumens operativ geschlossen. Der Verschluss von Lippe und weichem Gaumen erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt( 6-8 Monate). Das medizinische Vorgehen richtet sich jedoch immer individuell nach Ausprägung und Anzahl der Spalten. Endgültige Korrekturen der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten erfolgen meist erst, wenn das Kind fast ausgewachsen ist (etwa mit 16 Jahren).
Die logopädische Therapie behandelt die daraus resultierende Myofunktionelle Störung, die Artikulationsstörungen und den nasalen Stimmklang.
Myofunktionelle Dysfunktion
Der Mensch schluckt bis zu 2000x am Tag, etwa 2x pro Minute. Die Schluckbewegungen formen im Kindesalter den Oberkiefer aus. So werden wichtige Voraussetzungen für eine gute Aussprache geschaffen. Angeborene oder durch bestimmte Gewohnheiten (z.B. Daumenlutschen, Schnullern, Lippenbeißen, Zähneknirschen, Nägelkauen) erworbene Zahn- und Kieferfehlstellungen können zu einem fehlerhaften Schluckmuster führen. Aber auch die Körperhaltung und die Körperspannung haben Einfluss auf das Schluckmuster. Bei einem fehlerhaften Schlucken drückt die Zunge anstatt gegen den Gaumen gegen oder zwischen die Zähne. Häufig orientiert sich die Zunge dahin, wo eine Zahnfehlstellung ist, drückt sich also beim Schlucken in eine Zahnlücke hinein. Dies kann die normale Lautbildung behindern. Schon bei einer veränderten Zungenruhelage -z.B. an oder zwischen den Schneidezähnen- kann die Aussprache gestört sein. Andererseits gibt es bestimmte Zahn- und Kieferfehlstellungen, die den Mundschluss erschweren, so dass der Mund offen steht und damit durch ihn auch geatmet wird. Diese Mundatmung wiederum begünstigt eine falsche abgesenkte Zungenruhelage. Liegt die Zunge nicht am Gaumen, sondern am Mundboden, kann die Zunge im Kindesalter den Oberkiefer nicht ausformen. Ein schmaler hoher Gaumen kann entstehen. Ein falsches Schluckmuster kann einen schädlichen Einfluss auf Zähne, Zahnersatz und Kiefergelenke ausüben und zu Kopfschmerzen und Gesichtsverspannungen führen. Häufig wird bei einem fehlerhaften Schluckmuster auch Luft mitgeschluckt. Diese Luft kann u.a. Magendrücken oder Blähungen auslösen.
Das Gleichgewicht im Mund- und Gesichtsbereich kann auch infolge von Verletzungen, Tumoren, Operationen (z.B. von Kieferfehlstellungen), Syndrom – Erkrankungen oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten beeinträchtigt sein. Myofunktionelle Therapie: Stellt der Arzt eine Zungenfehlfunktion fest, empfiehlt er eine myofunktionelle Therapie zur Verbesserung der Muskelfunktionen. Diese Therapieform wird häufig eingesetzt:
- Bei einer kieferorthopädischen Behandlung
- Zur Unterstützung der Sprachtherapie, z.B. bei Artikulationsstörungen
- Bei Zahnerhaltung und Zahnprothesen
- Bei Mundatmung
Stottern
Es handelt sich hier um eine Störung des Redeflusses, die zeitweise (es gibt Phasen in denen mal mehr, mal weniger stark gestottert wird) und situationsbahängig auftritt und willensunhabhängig ist. Sie ist durch Blocs (angespanntes Verharren in einem Laut) oder durch Wiederholungen ("ba-ba-bald") gekennzeichnet. Meist treten diese Symptome bei immer den gleichen Lauten oder Wörtern auf, so daß der Stotterer Vermeidungsreaktionen entwickelt: z.B. Grimmassieren (meist bei den Blocs) oder sprachliches Vermeidungsverhalten, indem problematische Laute durch Einsetzen anderer adäquater Wörter umgangen werden, oder die beabsichtigte Äusserung anders formuliert wird.
Zu den Ursachen des Stotterns gibt es nur Vermutungen:
- familiäre Veranlagung (Stottern im engeren und erweiterten Familienkreis)
- Psychogene Faktoren (z.B. Auslösung durch Stress, familiäre Krisen, traumatische Elebnisse, Neurosen, Mehrsprachigkeit, etc...)
Poltern
Poltern äußert sich durch ein Missverhältniss zwischen rascher Gedankenfolge und deren Formulierungsmöglichkeit. Polterer verfügen in der Regel über eine große Artikulationsgeschicklichkeit, können jedoch den Sprechvorgang gedanklich nicht angemessen vorbereiten. Symptomatisch ist ein schnelles, überstürztes Sprechtempo, Auslassungen oder Verschmelzungen von Silben und Wörtern beim Sprechen, Lesen und Schreiben, in Kombination mit ungesteuerten, überschießernden Bewegungen des Körpers, Wortfindungsstörungen sowie anderen Sprachauffälligkeiten (z.B.Stammeln) oder Lese-Rechtschreibschwäche u.v.m.
Aphasien
Bei Aphasien handelt es sich um den Verlust bereits erworbener Sprache, der sich in der Schwierigkeit äußert, Sprache zu verstehen, sich sprachliche Informationen zu merken und/oder Sprache zu äussern. Dabei ist auch die Schriftsprache mitbetroffen (Lesen und Schreiben).
Aphasische Syndrome äußern sich häufig als:
- schwere Störung aller sprachlichen Modalitäten (Sprechen, Verstehen, Lesen, Schreiben)
- Sätze mit durchschnittlich mehr als 5 Wörtern, wenig Unterbrechungen, meist normaler Sprechgeschwindigkeit und häufigen Wortfindungsstörungen
- Flüssige, überschießende, hektische Redeweise mit vielen falsch benutzten Wörtern oder vielen lautlich entstellten Wörtern
- Sätze mit weniger als 3 Wörtern, vielen Unterbrechungen und langsamer Sprechgeschwindigkeit (Telegrammstil)
Einige weitere sprachliche Symptome sind:
- Wiederholen sinnloser Silben (ja-ja-ja) oder Wörter (Samstag-Samstag)
- Automatismen (Lautgruppen oder Floskeln (sowas immer-sowas immer) werden stereotyp ohne Bezug zum Kontext bei jeder möglichen Sprachäußerung hervorgebracht)
- agrammatisches Sprechen (Funktionswörter wie z.B. der, die, das, mein, dein, sein etc.. werden ausgelassen und nur Nomen, Verben und Adjektive verwendet)
- Störung der Fähigkeit sich schriftlich zu äußern
- Störung des Rechnens
- Störung des Lesens.
Einige nichtsprachliche Symptome:
- Einschränkung des Gesichtsfeldes
Gesichtslähmungen
- Unfähigkeit zielgerichtete Bewegungen auszuführen
- rechtsseitige Halbseitenlähmung
- Verlust der Aufmerksamkeit und Konzentration
- Verlust der Merkfähigkeit
- Geringe Organisationsfähigkeit
- erschwerte Steuerung der Emotionen
- geringe Flexibilit
- erhöhte Reizbarkeit und Ermüdbarkeit
- soziale Isolierung
- Euphorie oder Depressionen
- impulsives, manchmal auch agressives Verhalten u.v.m.
Ursachen können u.a. sein:
- Hirnblutung
- Hirnembolie
- Verschluß eines Hirngefäßes
- Hirnverletzung (durch Unfall oder Hirnoperation)
- Multiple Sklerose
- Abbauprozesse im Gehirn
Beratung und Therapie: Aphasien stellen nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für seine Bezugspersonen eine große Herausforderung dar. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, daß der Patient motiviert genug ist, in seinen Bemühungen um die Verbesserung seiner sprachlichen Fähigkeiten nicht nachzulassen. Dazu braucht er auch das Verständnis und die Unterstützung seiner Angehörigen. Eine wichtige Grundlage dafür ist, daß der Betroffene und seine Familie miteinander kommunizieren können oder in die Lage versetzt werden, sich zu miteinander zu verständigen und lernen mit der Aphasie umzugehen. Somit ist nicht nur die logopädische Behandlung des Patienten wichtig, sondern auch die Beratung seiner Angehörigen.
Dysarthrien
Bei Dysarthrien ist die gesamte Koordination des Sprechvorgangs, d.h. Aussprache, Stimmgebung und Atmung gestört.
Einige Symptome sind:
- eine verwaschene, undeutliche Aussprache
- Veränderungen der Sprech- und Singstimme
- Veränderung der Sprechmelodie und des Sprechtempos
- Veränderte Sprechatmung
Ursachen können sein:
- Frühkindliche Hirnschäden
- Geburtstraumen
- Durchblutungsstörungen
- Entzündungen
- Vergiftungen
- Tumoren
- neurologische Erkrankungen (bspw. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson)
- Schädel-Hirn-Verletzungen
Schluckstörungen
Schluckstörungen können bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen auftreten, z.B. nach Schlaganfall, Erkrankungen der Hirnnerven und bei bestimmten Muskelerkrankungen. Bei Patienten mit Schlaganfall kommt es häufig zu Schluckstörungen.
Stimmstörungen
Sie betreffen häufig Menschen, die einen Sprechberuf ausüben (ErzieherInnen, LehrerInnen, Trainer, Sänger). Bei Stimmstörungen handelt es sich um Erkrankungen der Stimme, die ihren Klang und ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Bestehen sie länger, können sie zusätzliche organische Veränderungen oder Störungen hervorrufen. Zu den häufigsten Stimmstörungen zählen die Dysphonien, die sich durch einen knarrenden, rauhen, belegten oder gepressten Klang äußern. Bei Belastung schnell ermüdbare und heiser klingende Stimme. Begleitend dazu findet man häufig einen Räusper- und Schluckzwang oder Hustenreiz.
Ursachen können sein:
- Stimmüber- und/oder Fehlbelastung,
- Sprechen im Lärm,
- mangelhafte sängerische Ausbildung,
- Singen in zu hoher Lage,
- zuviel Räuspern- oder Husten, Rauchen, Trinken,
- aber auch psychische Belastung oder organische Faktoren (z.B. keine ausreichende Stimmschonung nach Atemwegsentzündungen, Stimmbandknötchen).
Therapie bei :
- kindlichen Stimmstörungen
- Stimmstörungen im Jugendalter (Schwierigkeiten beim Stimmwechsel)
- Stimmstörungen im Erwachsenenalter (bei funktionellen Störungen und organischen Veränderungen)
Ganzheitlicher Therapieansatz, Arbeit am Zusammenspiel von Stimme und Kommunikation
Entwicklung der Sprechstimme:
- bei starken stimmlichen Belastungen
- Erarbeitung einer belastungsfähigen und tragenden Stimme
- Erarbeitung eigener Strategien zur Stimmhygiene
Stimmtraining
Sie wollen Atem, Stimme, Sprache, Artikulation und Intention in Ein-Klang bringen? Wir bieten Stimmtraining für Vielsprecher und Personen, die mit Ihrer Stimme überzeugen wollen.
Stimmtraining macht Ihre Stimme
- klangvoller und ausdrucksstärker
- leistungsfähiger und belastbarer
- und erhält sie gesund.
Für wen ist Stimmtraining sinnvoll?
- Berufssprecher
- Dozenten, Trainer
- Richter, Staatsanwälte, Anwälte
- Pädagogen, Erzieher, Pfarrer, Schauspieler, Sänger
- Verkäufer, Vertreter
- Angehörige der Medienberufe, Politiker
- Unternehmer, Führungskräfte, Manager
und Menschen, die
- stressfrei, entspannt und erfolgreich sprechen möchten
- eine klare ausdrucksstarke und belastbare Stimme anstreben
- authentisch und überzeugend sein wollen.
Tipps:
- viel trinken
- vor großer Sprechanstrengung Stimme "aufwärmen" mit Summübungen
- bei Heiserkeit nicht flüstern, sondern Stimmruhe
Margret Volz, Logopädin und Stimmtrainerin bietet an allen 3 Standorten Stimmtraining an.
Haben Sie Fragen zum Stimmtraining?
Kontaktieren Sie uns:
- Margret Volz, Tel: 07725/914761, E-Mail: volz@t-online.de
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- E-Mail: logopaedie_nattmann@web.de
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